Praxisbeispiel - Nachfolgeplanung in mittelständischen Unternehmen

Praxisbeispiel - Nachfolgeplanung in mittelständischen Unternehmen

Die Nachfolgeplanung ist für jedes Unternehmen von entscheidender Bedeutung, insbesondere für Familienunternehmen im Mittelstand. Der traditionelle Zweck einer solchen Planung besteht darin, die Kontinuität des Unternehmens für den Fall zu gewährleisten, dass der Unternehmer und/oder das leitende Managementteam entweder durch Ruhestand, Verkauf oder Tod nicht mehr aktiv am Unternehmen beteiligt sind.

Taktisch gesehen besteht die Grundvoraussetzung dieses wichtigen Prozesses zur Risikominderung darin, Schlüsselpersonen innerhalb des Unternehmens zu identifizieren, die über die Erfahrung, die Fähigkeiten, die Eignung und die Bereitschaft zu verfügen scheinen, um möglicherweise innerhalb eines bestimmten Zeitraums die Führungspositionen zu besetzen. Je früher mit der Planung und Durchführung der Nachfolge begonnen wird, desto besser sollte das Ergebnis ausfallen.

Proaktive Vorbereitung am Praxisbeispiel

Was aber, wenn der oder die Unternehmer derzeit nicht die Absicht haben, das Unternehmen aufzugeben oder zu verkaufen? Wird ein Nachfolgeplan dann in der Zwischenzeit ignoriert? Betrachten wir einige andere Gründe, warum eine Nachfolgeregelung in jedem Unternehmen fast schon obligatorisch sein könnte.

Lassen Sie uns mit einem Beispiel beginnen. Im Jahr 2019 begannen wir eine Zusammenarbeit mit einem Unternehmer, der bis heute der wohl klügste Unternehmer ist, mit dem wir je zusammengearbeitet haben. Ein Jahr nach Beginn unserer dreijährigen Zusammenarbeit teilte uns der Unternehmer mit: "In zwei Jahren möchte ich dieses Unternehmen verkaufen und ich möchte, dass das Managementteam in der Lage ist, das Unternehmen zu verlassen. Ich brauche dabei Ihre Hilfe."

Dies war eine sehr eindeutige Aussage und Bitte. Im Laufe unser Beratertätigkeit haben wir oft gehört, wie Unternehmer - mit allgemeiner Unsicherheit - sagten: "Ich möchte mein Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum verkaufen. Aber selten haben wir einen Unternehmer sagen hören, dass er möchte, dass alle im Management das Unternehmen verlassen können. Wir erzählen diese Geschichte jedes Mal, weil unsere Erfahrung uns die Augen dafür geöffnet hat, warum dieser ganze Prozess der Nachfolgeplanung so wichtig ist.

In den nächsten zwei Jahren haben wir mit dem Unternehmer einen Nachfolgeplan entwickelt und umgesetzt. Unser Unternehmen musste in den Bereichen Vertrieb, Betrieb, Finanzmanagement/ Berichtswesen und Unternehmenskultur auf höchstem Niveau arbeiten. Es durfte keine Schwachstellen geben. Wir folgten den traditionellen Methoden der Nachfolgeplanung und sorgten dafür, dass wir die besten Mitarbeiter hatten, sie gut ausbildeten, gut bezahlten und den Traum des Unternehmers teilten, ein nachhaltiges und wertvolles Unternehmen mit Chancen für alle zu schaffen.

Nachhaltig erfolgreiche Unternehmensausrichtung

Wir erkannten jedoch bald, dass der Plan mehr als nur das erforderte. Genauso wichtig, war die Entwicklung und Dokumentation unserer Prozesse. In fast jedem Funktionsbereich wurden Prozesse identifiziert und dokumentiert. Wer macht was, was sind die Erwartungen und wer ist dafür verantwortlich?

Was das gesamte Team in diesen zwei Jahren geschaffen hat, war eine extrem gut funktionierende Organisation mit einer starken Unternehmenskultur. Der Unternehmer zog sich schließlich zurück, während die Nachfolger und das Unternehmen weiteres Wachstum und viele Erfolge verzeichneten. Der Unternehmer blieb nur in Ausnahmefällen in Kontakt zu den Nachfolgern und dem Unternehmen.

Obwohl wir in dieser Zeit oft stolperten und nicht jede Taktik unseres Plans erfolgreich umsetzten, verlor der Unternehmer nie das Ziel aus den Augen. Wir haben ein Unternehmen aufgebaut, das ihn nicht mehr brauchte und einige von uns auch nicht. Im Jahr 2022 (genau drei Jahre nach Beginn unseres Nachfolgeplans) wurde das Unternehmen von einem großen Wettbewerber aufgekauft. Die hohe Qualität und nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens bildeten die Basis, dass der Käufer ein geringes Risiko einging und eine überdurchschnittliche Bewertung beim Kaufpreis zahlte. Es war wie jemand, der Ihr Auto kaufen möchte - er hebt die Motorhaube an und hört den sauberen, schnurrenden Motor. Er sagt: "Ich gebe Ihnen den besten Preis für dieses Fahrzeug".

Aber warum sollte ein Unternehmer all diese harte Arbeit über drei Jahre hinweg auf sich nehmen, ohne die Absicht, das Unternehmen zu verkaufen? Warum sollten Sie sich die Mühe machen? Hier ist der Grund, warum Sie genau das Gleiche tun sollten wie wir - es gibt Ihnen eine beträchtliche Anzahl von Möglichkeiten, die Sie derzeit vielleicht nicht haben. Sie haben die Wahl zwischen:

- weiterhin genau die gleichen Dinge tun, die Sie jetzt im Unternehmen tun.

- persönlich aus dem Unternehmen aussteigen und sich an den Strand legen (tatsächlich oder im übertragenen Sinne) und Ausschüttungen kassieren.

- nur die Dinge tun, die Sie im Unternehmen wirklich gerne tun und alles andere einfach delegieren.

- außerhalb des Unternehmens so viel Zeit mit der Familie verbringen und/oder anderen Interessen nachgehen, wie Sie wollen.

- natürlich das Unternehmen an eine dritte Partei, das Management oder andere Familienmitglieder verkaufen (Generationswechsel).

Durch die Wahlmöglichkeiten, die sich aus dem Nachfolgeplanungsprozess ergeben, werden Sie im Laufe der Zeit wahrscheinlich auch mehr Freude und Zufriedenheit mit Ihrem Unternehmen erleben, anstatt nur die Last des Eigentums zu spüren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nachfolgeplanung keine Sache ist, die man auf die lange Bank schiebt, weil man sein Unternehmen in naher Zukunft nicht verkaufen will. Die Nachfolgeplanung ist ein wichtiger Bestandteil der Risikomanagementstrategie eines jeden Unternehmens. Sie schafft einen nachhaltigen Wert für das Unternehmen, verringert die Fluktuation in Schlüsselpositionen, schafft eine Vision für das Unternehmen und ein Vermächtnis, das vielen Unternehmern extrem wichtig ist. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Nachfolgeplanung Ihnen als Unternehmer Möglichkeiten für unterschiedliche Handlungsalternativen eröffnet.